Der Bur

Am 1. April 1901 wurde die Bohrhütte aufgebaut und einige Tage später mit der Bohrung begonnen. Bis Juni wurden einige Adern angebohrt. Die Bohrversuche gingen bis März 1902 auf einem anderen Grundstücksbereich weiter. Noch im Oktober 1901 kaufte die Firma Buse ein weiteres Grundstück an.

 

Mittlerweile war indes auch die Konkurrenz nicht müßig. Sie schloss mit Herrn Jeub einen präsumtiven Verkauf ab und erwarb sich so das Vorkaufsrecht auf dessen Wohnhaus unterhalb des Sauerbrunnens. Dem Vernehmen nach betrug der Preis 12.000 Mark. Die Konkurrenz war das Kohlensäure Syndikat Berlin. Ihr Vertreter war Herr Schmitt zu Burgbrohl. In der Chronik von Johann Gimmnig steht hierzu: „Aus Verärgerung, weil er den weit überhöhten Preis von 12.000 Mark von der Firma Buse nicht bekam, verpachtete ein Bürger sein Anwesen für 12 Jahre an die Firma Rhodius in Burgbrohl.“

 

Die Firma Buse lief nun Gefahr, dass ihr das Wasser abgebohrt wurde. Sie stellte im März 1902 die Bohrungen ein. Der damalige Ortsbürgermeister Johann Berresheim tat daraufhin den Spruch: „Es gibt kein Rad im preußischen Staat, was sich nicht schmieren läßt." Zu bemerken ist noch, dass bis zur Flurbereinigung in den 1970-iger Jahren die Grundstücke rund um den Bur mit Schürfrechten der Firma Buse belastet waren. Das Wasser des Sauerbrunnens hat über das Jahr eine gleichbleibende Temperatur von 11,8 ºC.

 

Durch den Bau der Wasserleitung 1937 verlor die Quelle erheblich an Kohlensäure. Allerdings war sie immer noch so stark, dass wenn jemand direkt an der Schüttung trank, ihm die Kohlensäure die Tränen in die Augen schießen ließ.

 

Mit der industriellen Nutzung der Kohlensäure in Glees und im Wehrer Kessel in den 1960-iger Jahren, verlor der Bur nochmals an Schüttung und ganz erheblich an Kohlensäure.

 

Eine weitere erhebliche Störung im Umfeld des Burs war die Verlegung des Abwasserkanals 1993/94. Unter Zuhilfenahme eines Geologen konnte jedoch nach erfolgtem Neuaufbau der Bodenschichten im Kanalgraben wieder eine Schüttung von ca. 70 % mit brunneneigener Kohlensäure erreicht werden.

 

Mit der Neuverlegung der Wasserleitung 1995, dem anschließenden Straßenneuausbau war dann das Eigenleben der Quelle total zerstört. Um die Quelle herum baggerte man bis zu einer Tiefe von 2,40m. Die dicht geschlossene Tonschicht im Umfeld, die für den Druckaufbau zur eigenen Quellschüttung die notwendige Voraussetzung ist, war nun endgültig beschädigt.

 

Das Hinzuziehung eines Brunnenbaumeisters 1996 konnte auf Dauer kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden. Er räumte den Brunnen aus. Es fanden sich Tonflaschen, Becher, Gläser, Schalen, Krüge, Knochen und Münzen, die an die Verbandsgemeinde übergeben wurden.

 

Der Ausbau des Arwegs störte nochmal 2012 das Umfeld des Brunnens. Wieder blieb über Wochen die Quellschüttung aus. Nach tagelangem Abpumpen und Freispülen hat sich die Schüttung merklich verbessert. Der Geschmack erinnert wieder an einmal bessere Tage. Hoffentlich bleibt das Wappensymbol weiter so lebendig, sodass die Gemeinde ohne Pumpe im Brunnenschacht eine befriedigende Schüttung erreichen kann. Immerhin fließen dem Brunnenschacht auf der Sohle bis zu 6000 Liter stündlich zu.


Hofquelle der Herrschaften von Olbrück

Die Mineralquelle zählt zu den Säuerlingen, daher Sauerbrunnen. Johann Günther von Andernach (1487-1574), Professor der Arzneikunde in Straßburg und Paris, erwähnt in seiner 1565 erschienenen Schrift: „Commentarius de balneis et aquis medicatis“ unter Nr. 22 Cisser Sauerbrunn – nicht weit vom Schloß Olbruk, des Edlen und besten Hans Waldbott, seind zween Sauerbrunnen, der eine im oberen dorff, der ander im undern dorff Cissen. Das Wort „Cissen“ kommt aus den Keltischen.

 

In Zedlers 64-bändigen Universallexikon, zwischen 1732 und 1749 in Leipzig und Halle erschienen, heißt es: „Zißen, sind zwey Dörfer oder Flecken in dem Ertz-Stifte Cölln, nicht weit vom Schloße Olburg bey der Stadt Andernach gelegen, sind wegen der allda entspringenden zweyen Sauer-Brunnen berühmt, deren einer zu Ober- der andere zu Nieder-Zißen entspringet, un die von dem gemeinen Land-Volke daherum zum täglichen Gebrauch an statt des Weins getrunken werden.Beyde halten in ihrer Vermischung der Kraft und spiritualistischen Subtilitäten (feinste fetse Bestandteile, die nur durch Destillation bestimmt werden können) des Eisens, Vitriols, Saltzes und ein wenig Schwefels, unter welchen aber das Eisen den Vorzug hat, nach diesem Saltz, folgendes der Vitriol und letztlich der Schwefels. Ihre Krafft und Eigenschaft sind zu eröffnen, zu trucknen, zu verzehren, mittelmäßig zu wärmen, abzulösen, subtil und dünn zu machen, zu treiben, zu reinigen und stärcken.“