Geschichte der Pfarrei St. Antonius, Abt Oberzissen

Oberzissen ist noch eine junge Pfarrei. Sie gehörte bis 1920 zur Pfarrei Niederzissen. Nach den Aufzeichnungen von Heimatforscher Johann Gimnig aus Oberzissen, waren etwa ab dem Jahre 1500, mit kurzen Unterbrechungen, immer Vikare, er nennt sie "Frühmesser", in der Kapelle tätig. Bis zur Eigenständigkeit führt er namentlich 35 Vikare auf, die an die Weisungen der Pfarrherrn von Niederzissen gebunden waren.

Erste Bemühungen zur Lösung von Niederzissen begannen bereits um 1550. Die Herren von Olbrück, die Grafen von Wied, wollten die Reformation einführen, unterstützt von dem damaligen Pfarrherrn in Niederzissen, der aus dem Hause "von Wied" stammte. Mit dem Besitzwechsel auf Olbrück an die Walpotten von Bassenheim im Jahr 1556 waren die Pläne vom Tisch.

Über die Jahrhunderte gab es mehrmals Bestrebungen zur Loslösung von Niederzissen. Es scheiterte immer wieder an den Einwendungen des jeweiligen Pfarrherrn im Hinblick auf den Verlust von Macht und Geld.

Pfr. Volk äußerte erstmals 1891 den Gedanken an eine selbständige Pfarrei Oberzissen. Erst 1906 beschloss der Kirchenvorstand von Niederzissen die Errichtung einer Kapellengemeinde Oberzissen in Trier zu beantragen.

In der Urkunde von 1920 heißt es: Die uralte Vikarie Oberzissen scheidet nach ihrem ganzen Umfange aus dem Pfarrverbande Niederzissen aus und wird zur selbständigen Pfarrei mit dem Mittelpunkt in Oberzissen zum 01.11.1920 erhoben.

Der letzte Vikar an der Kapelle in Oberzissen war Peter Reinert. Mit der Erhebung zur eigenständigen Pfarrei wurde er der erste Priester der neuen Pfarrei.

Kapellen und Kirchen von Oberzissen

Ende des 14. Jahrhunderts war bereits eine Kapelle mit Chor vorhanden. Der Chor war 5,30 m lang und 4,15 m breit mit einem sechsstelligen Rippengewölbe auf Konsolen erbaut. Das Langhaus wurde 1555 neu erbaut und 1752 nach Westen erweitert. Eine urkundliche Erwähnung der Kapelle findet erstmals 1475 statt. Als Kapellenpatron ist 1697 St. Antonius der Einsiedler genannt.

Am 29.06.1921, also kurz nach der Ernennung zur eigenständigen Pfarrei, war die Grundsteinlegung für eine erneute Vergrößerung der Kapelle durch das Hinausschieben der Apsis nach Osten und der Einfügung einer Vierung mit kurzen Querarmen in spätgotischer Form. Davor wurde der Chorraum aus dem alten Material erneut aufgebaut.

Die Seitenschiffe zierte je ein großes in Tuffstein gefasstes bleiverglastes Fenster, auf denen die Toten und Vermissten des 1. Weltkrieges verzeichnet waren. Leider haben die, wie auch der alte Chor, den Abriss nicht überdauert.

Zu Beginn der 1950iger Jahre war auch dieser Kirchenraum zu klein. Zudem stellte ein Gutachten 1954 erhebliche Baumängel fest. Der Kirchenvorstand und Pfr. Karl Scholtes entschieden sich für einen Neubau. Eine monatliche Haussammlung erbrachte bis 1958 einen Grundstock von 50.000 DM. Pfr. Mathias Wiebel und der Kirchenvorstand beschlossen daraufhin 1959 mit dem Bau zu beginnen.

Der Altbau wurde bis auf die Grundmauer auf der Evangelienseite abgerissen und sofort mit dem Neubau begonnen. Die neue Kirche, von Architekt Karl Peter Böhr geplant und von der Firma Ferd de Rocco erbaut, ist 28 m lang, 21 m breit und hat rund 500 Sitzplätze. Der Turm ist an die Kirche angebaut und

als Kapelle ausgerichtet. Zwischen den Haupteingängen ist die Taufkapelle platziert. Deren Rückseite schmücken bunte Betonglasfenster, ebenso die beiden Seiten des Altarraumes.

Am 06.11.1960 war Grundsteinlegung und am 24.12.1961 konnte die Kirche erstmals genutzt werden. Am 07.06.1964 weihte der damalige Weihbischof Dr. Bernhard Stein die Kirche ein.

Während der Bauzeit konnte die Pfarrei für den Gottesdienst die sogenannte "Notkirche", eine von Hermann Hilger für seine Schreinerei neu erbaute Halle, nutzen.

Mit erforderlichen Renovierungsarbeiten Anfang der 2000er Jahre an Dach und Glockenturm, wurde in dem Fenster des Turms ein Behinderteneingang geschaffen.

Der Erlös aus dem Verkauf des Pfarrhauses 2009 floss in die Finanzierung für den Umbau der Sakristei zu einem kleinen Versammlungsraum mit Küchenzeile und dem notwendigen Einbau von Toiletten.

Außerdem wurde die Ölheizung durch eine Gasheizung ersetzt.

Namenspatron der Kirche

Heute wird als Namenspatron Antonius Abt, oder der Einsiedler, verehrt.

Pfr. Volk vermutete aufgrund der Fenstermalerei aus dem 14. Jahrhundert, den Hl. Georg und die Hl. Judith als Namenspatrone der Kapelle.

Heimatforscher Gimnig schreibt in seinen Nachforschungen:

Als Stifter gelten die Herrn von Olbrück, Georg von der Leyen und Anton von Orsbeck, auf deren Verlangen ihre Namenspatrone, Antonius von Ägypten und der HI. Georg, zu Kirchenpatronen bestimmt wurden.

Außerdem vermerkt er, dass bis zum Jahre 1886 Oberzissen zweimal Kirmes feierte. Einmal im Januar die Antoniuskirmes und im Frühjahr die Georgskirmes. Seit 1926 ist am letzten Sonntag im August unsere Kirmes.

Eine Holzstatur des Hl. Antonius, nach Volk von 1404, soll aus dem ehemaligen Kloster Tönnisstein stammen

Unsere alte Kirche hatte zwei Glocken, die den Krieg überdauert haben. Die Ältere trägt die Inschrift: "Abraham Geilott aus Metz goss mich auf Olbrück 1613." Die Zweite, von 1732, trug den Spruch: "Zu Ehren der Antoni und Georgi bin ich gestalt, und geben meinen klanck in Gottes Gewalt.

Zur Kirchen und Gebet rufe ich arm und reich, den Toten lauden ich alle zugleich. 1732"

Ausstattung

Mit dem Bau der neuen Kirche finden nun im Glockenturm 4 Glocken Platz. Am 19.11.1961 weihte der Laacher Abt, Dr. Basilius Ebel, zwei neue Glocken. Die D-Glocke wiegt 200 kg und hat die Inschrift: "Maria Mutter und Königin, schütze uns und herrsche über uns in dieser Erdenzeit".

Bei der zweiten Glocke handelt es sich um einen Umguss der Glocke von 1732. Sie hatte den Einzug für den 2. Weltkrieg nicht unbeschadet überstanden. Pfr. Dr. Josef Friedrichs gelang es jedoch noch 1943, als Ersatz eine Stahlglocke zu beschaffen.

Der zweigeschossige alte Hochaltar, erbaut Anfang des 18. Jh. hat seinen Platz im Glockenturm gefunden. Im oberen Teil ist St. Georg und darunter St. Antonius auf Bildern dargestellt.

Ein Missionskreuz von 1780, das an der Südseite der alten Kirche hing, hängt seit einigen Jahren an der Friedhofskapelle in Oberzissen.

Das heutige Altarkreuz war nach dem 2. Weltkrieg als Kriegergedächtniskreuz neben dem Haupteingang an der Westwand in der Kirche. Ursprünglich hatte es seinen Platz über dem Seiteneingang in der Vierung. Die 1938 von Herschbach gekaufte Orgel war durch die klimatischen Verhältnisse in der Kirche nicht mehr zu restaurieren. Das barocke Orgelgehäuse ist an die Klosterkirche auf Nonnenwerth verkauft worden.

Heute haben wir eine elektroakustische Orgel.

Aus der alten Kirche sind die vier Evangelisten an der Chorseite und ein Kreuzweg an der alten Wand zu sehen, die Josef Brustkern, ein Bürger von Oberzissen, aufgearbeitet hat.

Die gegenüberliegende Seite zeigt einen modernen Kreuzweg, den der Architekt Böhr stiftete.

Die Fenster in der Nordwand mit moderner Glasmalerei zeigen den HI. Antonius als Jüngling bei den Mönchsvätern in der ägyptischen Wüste, weiter Antonius im Kampf mit Dämonen, dargestellt als Fabeltiere und den

Hl. Antonius, wie er nun selbst jungen Menschen den Weg der Vollkommenheit lehrt.

Altar und Ambo sind mit dem Neubau der Kirche geschaffen worden. Der Sockelstein für den Tabernakel ist um Jahre jünger.

Der Taufstein aus der alten Kirche hat seit einigen Jahren seinen neuen Platz im Altarraum gefunden.

Den Kirchenvorplatz ziert ein Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege, gestiftet von den Ortsvereinen von Oberzissen.