Basaltwerk Rauen in Oberzissen

Die Brohltal-Eisenbahn Gesellschaft (BEG) lebte in erster Linie von der Beförderung der Bodenschätze des Brohltals: Steine vulkanischen Ursprungs. Dazu zählten Lava, Phonolith und Basalt. Ein wichtiger Produktionsstandort mit Schienenanbindung an die Brohltalbahn war Oberzissen. Über das große Basaltwerk in Oberzissen ist relativ wenig bekannt, obwohl es von 1924 bis in die Sechzigerjahre hinein existierte, also immerhin gut 40 Jahre.

Zur Verarbeitung des gewonnenen Gesteins wurde 1924 in Oberzissen ein Brecherwerk errichtet. Es sollte ursprünglich auf der anderen Talseite entstehen, mit Vorteilen für eine kürzere Seilbahnlinie, bessere Anbindung an die Brohltalbahn und den Wegfall des Baus einer Schutzbrücke über die Brohltalstraße. Dies scheiterte am Grunderwerb. Das Richtfest am neuen Standort fand am 4. Juli 1924 statt. Als Datum der Inbetriebnahme des Werkes wird der 28. Januar 1925 genannt. Zur unmittelbar benachbarten Trasse der Brohltal-Eisenbahn wurde ein etwa 200 m langes Anschlussgleis verlegt. Wesentlich für die Transportkette des in erster Linie für den Küstenschutz in Holland benötigten Materials war die Anbindung und Verlademöglichkeit am Hafen Brohl, von wo aus der Weitertransport über den Großschifffahrtsweg Rhein direkt in die Niederlande möglich war. Der 1932 fertiggestellte Abschlussdeich der Zuidersee wurde wesentlich mit Steinmaterial aus Oberdürenbach befestigt. An Baumaßnahmen war neben der Erschließung des Steinbruchs und der Errichtung des Schotterwerks in Oberzissen eine diese beiden Punkte verbindende Materialseilbahn erforderlich. Insgesamt habe die Fa. Rauen, so in einer eigenen Darstellung vom Januar 1949, über 1 Mio. Mark investiert und so dem Brohltal einen enormen Zugewinn an Industrie und Infrastruktur, Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten und weiteren Einnahmen verschafft. Auch die Anfang der Zwanzigerjahre notleidende Brohltalbahn habe erheblich profitiert. Der Umfang aller Frachten habe nach Eröffnung des Werkes Oberzissen zu einem Drittel aus Basalttransporten bestanden.

Die Erschließung des Steinbruchs am „Steimerich“ (Oberdürenbach), wie der Berg im Volksmund genannt wurde, erfolgte zunächst mit pferde- und ochsenbespannten Karren, ein mühseliges Unterfangen auf schlechten Wegen. Um das begehrte Naturgestein in größerem Umfang abtransportieren zu können, wurde 1925/26 zwischen dem Steinbruch und dem Oberzissener Werk eine rund 2.400 m lange Drahtseilbahn errichtet. In Niederdürenbach entstand eine Spannstation, um das teilweise 300 m weit freischwebende Seil stramm zu halten.

Wie bereits angedeutet, hatte der Steinbruch am Steinberg für das Umfeld große wirtschaftliche Bedeutung. Gleichzeitig mit dem Entstehen des Schotterwerks in Oberzissen erhielten 1925 mehrere umliegende Ortschaften wie Hain, Niederdürenbach und Rodder erstmals einen öffentlichen Stromanschluss.

Vermutlich brachte die Unwirtschaftlichkeit dem Werk jedoch das Ende. Es gibt Hinweise auf eine Fortführung der Produktion und des Seilbahnbetriebs bis weit in die Sechzigerjahre, sogar von 1970 ist die Rede. Der Wegfall der Frachten aus Oberzissen bedeutete für die Brohltalbahn einen empfindlichen Verlust.

Das Basaltwerk Oberzissen diente nach seiner Stilllegung als Abenteuerspielplatz für die Dorfjugend.

Text & Bilder: Volkard Stern ,Alfons Dietz